Jazz & Art @ Rosengart

Tobias Haug Quartett / Fabienne Ambuehl

Nachfolgend finden Sie den Konzertbericht vom 12. März 2020. Die vollumfänglichen Einnahmen dieses Jazz-Konzertes im Museum Sammlung Rosengart gingen an Telefon 143 - Die Dargebotene Hand. Ein herzliches DANKESCHÖN an den Organisator und Gönner Wilhelm Isenring.

Ob Picasso ein Jazzliebhaber war, entzieht sich meiner Kenntnis. Doch die Frauen auf seinen grossformatigen Gemälden im Konzertraum scheinen es zu sein. Sie lauschten gebannt, waren ein andächtiges Publikum und blieben doch stumm.

Das Konzert im Rosengart Museum war ein ausserordentlicher Anlass. Und das in vielerlei Hinsicht. Das Corona-Virus. In seiner Wirkung noch nicht abzuschätzen, drückte es doch auf die Stimmung beim Empfang und verunsicherte die Gäste. So hielt man Distanz, begrüsste sich per Ellenbogen und griff zum Champagner oder Frakmont Gin, um wenigstens die Kehle keimfrei zu halten.

Das Rosengart Museum. Einst eine Bank, beherbergt es heute die Werke grosser Namen der Klassischen Moderne. Für einmal wurde aus einem Raum ein kleiner Konzertsaal und anstelle andächtigen Flüsterns ob der eindrücklichen Gemälde, ertönte Applaus des begeisterten Publikums. Und welche Musikerin, welcher Musiker und ja, auch welches Publikum kann von sich behaupten, unter Beobachtung mehrerer grosser Werke Picassos ein Konzert gespielt oder besucht zu haben?

Die Musikerin und die Musiker. Man musste keine Fachfrau sein, um zu erkennen, dass in diesem Raum, mit dieser Musik und diesen Musikern Ausserordentliches geschah. Die Pianistin und Sängerin Fabienne Ambühl schien das Publikum in andere Sphären zu tragen. Auch bei den vier jungen Männern des Tobias Haug Quartett war Erstaunliches zu beobachten. Schon nach wenigen Klängen entfachten sie eine Leichtigkeit, Leidenschaft und Präzision, wie wenn sie in ihren jungen Leben bisher nichts anderes gemacht hätten, als zusammen aufzutreten.

„Die können was, die Jungs“, sagte ein Freund draussen beim Rauchen. „Schade nur, waren wenig junge Leute da“. Doch wenn man den Jazz so hört, wie an diesem Abend, jung und frisch, ist zu hoffen, dass sich dies ändern wird. Von Picasso werden wir wohl nie erfahren, was er über den Jazz denkt. Aber seinen Frauen auf den Gemälden hat er bestimmt gefallen. Hätten sie es gekonnt, sie hätten applaudiert.

Barbara Stöckli, 22.03.2020