Bei Sucht wird unterschieden zwischen körperlicher Abhängigkeit und psychischer Sucht. Zwischen zwei und drei Prozent der Gespräche mit der Dargebotenen Hand drehen sich jeweils hauptsächlich um das Thema Sucht. Im Vordergrund steht dabei die Alkoholsucht, aber auch Medikamenten-/Drogensucht oder Spielsucht sind von einiger Bedeutung
Wie begegnet uns ein (alkohol-)süchtiger Mensch?
Eine besondere Herausforderung für unsere Freiwillig Mitarbeitenden sind Menschen, die uns unter dem Einfluss von Suchtmitteln – am häufigsten Alkohol, aber auch anderen Drogen und Medikamenten – anrufen. Der Alkoholpegel verändert die Sprache – von leicht eingeschränkter Ausdrucksweise über verwaschene Sprache bis hin zur Unverständlichkeit. Nicht selten sind Monologisieren, Beschimpfen, ordinäre Sprache oder „heulendes Elend“. Der Freiwillige befindet sich dann auf einer Art Gratwanderung zwischen noch „sinnvollem“ Austausch, von dem ein Anrufender noch etwas hat und einem „Gespräch“, bei dem das Gegenüber gar nicht mehr zu erreichen ist , das Gespräch also keinen Sinn mehr macht. Selbstverständlich rufen uns auch Menschen mit Sucht- Problemen an, die nicht direkt unter dem Einfluss von Suchtmitteln stehen und vor allem das anonyme Umfeld schätzen, um über ihr Suchtproblem zu sprechen.
Was braucht ein (alkohol-)süchtiger Mensch?
Die einen Anrufenden suchen bei Tel 143 eine Klagemauer, an der sie sich durch den Wegfall ihrer Ich-Kontrolle in infantiler Weise abreagieren können. Dieses regressive Verhalten bringt oft keine Erleichterung, es kann daher auch geboten sein, dass wir die Person respektvoll aber bestimmt bitten, ihren Rausch auszuschlafen und allenfalls am folgenden Tag wieder anzurufen. Andere Anrufende würden wir gar nicht als Alkoholiker erkennen, wenn sie das Problem nicht von sich aus ansprechen würden. Hier geht es wie bei vielen anderen Themen in erster Linie darum, den Anrufenden mit Offenheit zu begegnen und ihnen zuzuhören. Wichtig ist, dass sich Menschen mit Suchtproblemen in einem Gespräch angenommen und respektiert fühlen können. Dann sind in zweiter Linie auch Gespräche möglich, bei denen es um denkbare kleine Schritte für Veränderungen geht oder um die Bereitschaft, professionelle Hilfe anzunehmen.